Frau Bäuerle, wie sind Sie auf die Idee des Automaten „Bumen to go“ gekommen?
Nicole Bäuerle: Bei uns in der Gegend hatten viele Bauern die Idee, Automaten aufstellen. Man „zieht“ sich dort Obst, Käse, Gemüse oder Eier. Das hatte mich schon immer fasziniert. Vor einiger Zeit habe ich dann ein Hotel gebucht, das ohne Personal funktioniert, das heißt, man holt sich seinen Zimmerschlüssel aus einem Tresor über einen Code, den man übers Internet bekommen hat. Da traf mich der Geistesblitz: Das mache ich auch! Nicht nur Blumensträuße für Zufallskäufer bereit stellen, sondern Kunden, die ihre Sträuße erst ordern und später aus dem gut gekühlten Automaten abholen – ähnlich wie beim Hotel-Beispiel oder auch wie bei der DHL-Packstation über einen Code, den sie von uns erhalten. Bezahlt wird per EC-Karte.
Mit Bargeld sollen die Kunden nicht zahlen können?
Nicole Bäuerle: Nein. Ausschließlich Kartenzahlung. Wir haben mit Bargeld schlechte Erfahrungen gemacht: Eine kleine Kasse, die wir im Außenbereich angebracht hatten, damit Kunden in der Mittagspause schnell eine Freilandpflanze oder ein Bund Rosen bezahlen konnten, wurde wegen ein paar Euros regelmäßig aufgebrochen. Für mich stand von Anfang an fest: nur bargeldlose Kartenzahlung. Dafür muss ich beim Automatenhersteller mehr berappen, Bargeldautomaten sind viel preisgünstiger. Der Berater der Automatenfirma hat auch versucht, mich umzustimmen und sagte zu mir: Mensch, Frau Bäuerle, die Deutschen lieben Bargeld! Dagegen habe ich gehalten: Ja, vielleicht jetzt noch. Aber in fünf bis zehn Jahren immer noch? Glaube ich nicht. Die rasante Entwicklung der Digitalisierung geht eindeutig weg vom Bargeld.
„Blumen von der Tanke? Nein Danke!“ heißt der Slogan, mit dem Sie auf Ihrer Internetseite Ihre Blumen-Station jetzt schon ankündigen. Wann ist es soweit? Wann und wo wird der Automat aufgestellt?
Nicole Bäuerle: Der Automat wird in ungefähr zwei bis drei Monaten geliefert. Er wird vom Hersteller fix und fertig vorkonfektioniert und dann mit einem Kranwagen angeliefert und aufgestellt. Stehen wird er vor unserem Geschäft. Das hat unter anderem den folgenden Hintergrund: Ungefähr 300 Meter weiter auf der Hauptverkehrsstraße befindet sich eine Kauflandfiliale. Deren potenzielle Blumenkunden will ich mit unserem Automaten abfangen! Denn Kaufland bietet immer mehr hässliche Fertigsträuße an. Deshalb ist mir der erste Eindruck des Automaten so wichtig. Das FairTrade-Logo muss zum Beispiel gut sichtbar sein. Ganz wichtig sind Beschriftung und Beleuchtung, sie muss die Blumen in die schönsten Farben tauchen. Der Gesamteindruck muss einen richtigen Wow-Effekt auslösen.
Über die Unternehmerin und ihren Blumenautomaten
Nicole Bäuerle (www.blumenwerk-buehl.de) hat einen Blumenladen in Bühl bei Baden-Baden, eine fünfjährige Tochter, ein dreiköpfiges Team, unglaublich viel Power, einen Haufen verrückter Ideen und – logisch – notorische Zeitknappheit. Die knifflige Denkaufgabe: wie kann sie mit einem Streich die Zeiten, in denen ihre Präsenz im Laden notwendig ist, reduzieren und den Umsatz steigern? Die Idee: Der Automat ‚Blumen to go‘! Keinen altmodischen Blumenautomaten der Art, wie man sie seit den 60er Jahren kennt. Denn der Clou: die BlumenWerk-Kunden ordern per Telefon, Internet, E-Mail oder WhatsApp ihre individuelle Bestellung und holen sie über einen Code aus dem Automaten ab.