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Kommentar: Gute oder schlechte Exoten?

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In den öffentlichen Medien nimmt die Kritik an Gehölz-Exoten zu. Pflanzen wie der Kirschlorbeer hätten keinen ökologischen Wert, heißt es dort unter anderem – ohne diese Behauptung wissenschaftlich zu begründen. Wenn eine Beurteilung abgegeben werden soll, sind jedoch mehr denn je aktuelle fundierte Erkenntnisse notwendig. Denn angesichts des Klimawandels verschieben sich die Verhältnisse. Ein Kommentar von TASPO-Redakteur Lorenz Wieland.

„Geänderte Verhältnisse zwingen zu neuen Einschätzungen – was den ökologischen Wert oder Schaden betrifft, am besten auf fundierter Basis und nicht nur nach dem Geschmack“, meint TASPO-Redakteur Lorenz Wieland. Foto: Haymarket Media

Kirschlorbeer – bis vor wenigen Jahren eher Geschmackssache

Der Kirschlorbeer sorgt schon lange für Diskussionen. Bis vor wenigen Jahren war das eher eine Geschmackssache – mancher Profi mochte die Pflanzen schon nicht mehr sehen, während Gartenbesitzer zuweilen fast magisch von ihnen angezogen werden. Das frisch austreibende Grün sucht ja auch seinesgleichen, dazu die duftenden Blüten. Zudem sorgt die immergrüne, meist als Hecke verwendete Pflanze auch im Winter für Sichtschutz.

Öffentliche Diskussion wird zum Teil emotional geführt

Doch inzwischen kochen immer stärker andere Aspekte, ob gerechtfertigt oder nicht, in der öffentlichen, teils emotional geführten Diskussion um exotische Pflanzen hoch, wie im Beitrag „Ungeliebte Exoten“ in TASPO 3/2022 zu lesen ist. Die Pflanze hätte keinen ökologischen Wert, heißt es etwa, ohne fundierte Belege dafür zu haben oder anführen zu können. Dies ist das Grundproblem, das sich auch bei der banalen Behauptung zeigt, wonach Laubgehölze besser seien als Koniferen. Dabei wird oft verkannt, dass Nadelbäume über Läuse und deren Honigtau-Ausscheidungen vielen Bienen und anderen Insekten helfen zu überleben, wenn die meisten Laubbäume nicht mehr blühen.

Wenn es um den Wert oder auch die schädlichen Auswirkungen exotischer Pflanzen geht, sind mehr denn je aktuelle fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse notwendig, wenn eine Beurteilung abgegeben werden soll. Denn angesichts des Klimawandels verschieben sich die Verhältnisse.

Geänderte Verhältnisse zwingen zu neuen Einschätzungen

Manche Exoten, die sich früher nicht vermehren konnten oder nicht über den Winter kamen, können sich jetzt etablieren oder überdauern, wie etwa die Hanfpalme in der Schweiz. Andererseits haben es manche heimischen Pflanzen zunehmend schwer, wie die Fichte in einigen Regionen. Dabei taucht die Frage auf, ob als invasiv eingeschätzte Pflanzen wie der Götterbaum nicht neu bewertet werden müssten. Vielleicht verdrängen sie ja ohnehin weichende Pflanzen.

Geänderte Verhältnisse zwingen zu neuen Einschätzungen – was den ökologischen Wert oder Schaden betrifft, am besten auf fundierter Basis und nicht nur nach dem Geschmack.

► Dieser Kommentar ist in TASPO 3/2022 erschienen.

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