64 Substanzen nachgewiesen
Wie bereits im vergangenen Jahr nahmen die Umweltverbände BUND und Global 2000 anlässlich des Weltbienentags besonders insektenfreundliche Pflanzen unter die Lupe und analysierten diese auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Insgesamt 44 Proben von einundzwanzig verschiedenen Anbietern wurden dabei auf Rückstände unterschiedlicher Substanzen untersucht. Im vergangenen Jahr testeten die Partnerorganisationen 35 als bienenfreundlich deklarierte Pflanzen. Dabei wurden 2021 55 verschiedene Wirkstoffe in den Proben nachgewiesen. 2022 wurden sogar 64 unterschiedliche Stoffe als Rückstände auf den Pflanzen gefunden. Elf von diesen Mitteln seien laut BUND als hochgiftig für Bienen eingestuft. Im Schnitt seien die Pflanzen mit knapp acht unterschiedlichen Wirkstoffen belastet. Spitzenreiter sei dabei ein Lavendel aus einer österreichischen Filiale von Blume2000 gewesen, der Rückstände von 14 toxischen Mitteln aufwies, davon fünf hoch bienengiftige Pestiziden, darunter gleich drei der als Bienenkiller bekannten Neonikotinoide. Lediglich zwei Proben wiesen gar kein Belastungen auf.
40 Prozent mit hochgiftigen Mitteln belastet
Insgesamt waren auf 40 Prozent der Proben für Insekten hochgiftige Pflanzenschutzmittel zu finden, jede Fünfte dieser Proben war mit mehreren Mitteln belastet. „Zierpflanzen werden vom Handel als bienenfreundlich angepriesen, sind es aber oft nicht. Sonnenblumen, Lavendel oder Hyazinthen können beispielsweise Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten. Bienen nehmen diese Insektengifte über Nektar und Pollen auf. Verbraucher:innen, die in guter Absicht handeln, gefährden damit oftmals unwissentlich die Bienen“, sagt Dr. Christine Margraf, BN-Artenschutzexpertin.
„Der aktuelle Test bestätigt leider die Ergebnisse des letzten Jahres und zeigt erneut eine hohe Pestizidbelastung von bienenfreundlichen Pflanzen. Es besteht deshalb dringender Bedarf Bestäuber besser vor Pestiziden zu schützen. Dass auf als bienenfreundlich gekennzeichneten Pflanzen hochbienengiftige Pestizide zu finden sind, ist in Wirklichkeit ein Skandal“, erklärt Global 2000-Expertin Dagmar Gordon.
Exportverbot von nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln
Wie die Partner weiter ausführen, waren zudem knapp die Hälfte der Proben mit Mitteln belastet, für die es in der EU keinerlei Zulassungen gebe. Die Mittel stammen oftmals von europäischen Herstellern, die ihre Waren dann in den globalen Süden exportieren. Dort werden die Mittel dann im Zierpflanzenanbau eingesetzt und anschließend über den Import der Waren wieder zurück nach Europa geführt. „Dieses Vorgehen ist skandalös. Wir fordern die Bayerische Staatsregierung auf, sich auf Bundesebene für das Verbot solcher Importe einzusetzen. Es kann nicht sein, dass wir in Bayern ein erfolgreiches Volksbegehren Artenvielfalt auf den Weg gebracht haben und unsere heimischen Bienen an dieser Stelle wieder Gefahren ausgesetzt sind“, fordert der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. Auch müsse vor den Export von nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln ein Riegel geschoben werden, so Geilhufe.